HIV-Prävention

Frauen und PrEP Von Harriet Langanke   Die Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) zu HIV eröffnet für Frauen neue, selbstbestimmte Möglichkeiten. Hinsichtlich einer breiten Nutzung der PrEP durch Frauen sind allerdings noch viele Fragen ungeklärt. Die Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) mit antiretroviralen HIV-Medikamenten ist seit 2016 in Europa zugelassen. Die PrEP mit Generika ist seit Oktober 2017 auch über deutsche Apotheken erhältlich, zu einem Preis von 50 bis 60 Euro für 30 Tage. Damit steht im Prinzip ein zusätzliches Tool in der HIV-Prävention auch in Deutschland für Frauen zur Verfügung, das sie – vergleichbar den oralen Kontrazeptiva – unabhängig von männlichen Sexualpartnern einsetzen können.   Eine Hauptzielgruppe für die HIV-Prävention mit der PrEP sind in Deutschland Männer, die Sex mit Männern haben (MSM). Frauen bilden unter den Menschen mit HIV eine Minderheit; das Robert Koch-Institut beziffert ihren Anteil Ende 2016 mit 16.600 Frauen von insgesamt 88.400 und damit auf knapp 19 % [1].   Frauen gelten damit nicht als Hauptzielgruppe für die HIV-Prävention. Gleichwohl könnten gerade Frauen von der PrEP besonders profitieren. Denn um das klassische Instrument der Prävention – das Kondom – einsetzen zu können, ist im heterosexuellen Kontakt die Mitwirkung resp. Kooperationsbereitschaft und -fähigkeit des Mannes erforderlich. Mit der PrEP hingegen könnten Frauen sich unabhängig von männlicher Beteiligung vor einer HIV-Infektion schützen. In allen konsensualen Situationen, in denen Frauen mit ihren (Sexual-)Partnern nicht über Safer-Sex-Methoden verhandeln können, eröffnet die PrEP neue, selbstbestimmte Möglichkeiten.   In einigen Studien (z. B. PARTNERS PrEP) war die Wirksamkeit der PrEP bei Frauen (66 %) geringer als bei Männern (Gesamteffektivität 75 %). Die Gründe dafür lagen vor allem in der fehlenden Einnahme der oralen PrEP. Andere Studien untersuchen die Wirksamkeit der PrEP als Injectable, Implant oder als Vaginalring (ASPIRE und The Ring Study), welcher den Wirkstoff Dapivirin verwendet. Inzwischen gilt die PrEP bei vorgesehener Anwendung als sicher und effektiv (AVAC 2016).   Offene Fragen   Hinsichtlich einer breiten Nutzung der PrEP durch Frauen sind viele Fragen noch ungeklärt. Von der Indikation (welche Frau braucht in welcher Situation die PrEP?), über die Frage eventueller Wechselwirkungen (z. B. mit hormonellen Kontrazeptiva) bis hin zu Fragen der Implementierung (wie erfahren Frauen von der Möglichkeit der PrEP?) und der Finanzierung (außerhalb der Reproduktionsmedizin). Besondere Bedeutung kommt dabei dem Setting Sexarbeit inklusive Porno-Filmen zu.       SHE – Erfolgreiches Peer-to-peer-Programm für Frauen SHE steht für Strong, HIV positive, Empowered Woman – ein europaweites Programm für Frauen mit HIV. Der Bedarf ist groß, denn es ist schwer, hierzulande als Frau mit HIV zu leben. In Deutschland von der Gemeinnützigen Stiftung Sexualität und Gesundheit (GSSG) getragen, nutzt SHE mit kostenlosen Workshops in geschütztem Rahmen den bewährten Peer-to-peer-Ansatz: Information und Unterstützung von Frauen mit HIV für Frauen mit HIV. Bis Ende 2017 wurde SHE von Bristol-Myers Squibb gefördert. Derzeit stellt sich das Projekt finanziell neu auf. Spenden sind erwünscht und notwendig.   Quelle: 1. Epidemiologisches Bulletin 47/2017 v. 23. November 2017 / Nr. 4       Autor:           Harriet Langanke harriet.langanke@stiftung-gssg.org                   aus connexi  5-2018 AIDS und Hepatitis Münchner AIDS und Hepatitis Tage 2018 Kongressbericht       Titelbild Gestaltung: Jens Vogelsang, Aachen  
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