CROI 2020

Nebenwirkungen unter ARTvon  Pavel Khaykin, Frankfurt am Main  Trotz großer Fortschritte hinsichtlich der Verträglichkeit antiretroviraler Medikamente darf man potenzielle Nebenwirkungen einer ART nicht aus den Augen verlieren. Das Management von unerwünschten Wirkungen, u. a. in Bezug auf das Körpergewicht und verschiedene Organsysteme bleiben eine Herausforderung in der klinischen Praxis. Auf der CROI 2020, die im März als virtueller Kongress stattfand, wurden aktuelle Daten zu Studien, die das Thema Nebenwirkungen unter ART fokussierten, vorgestellt. Einige sind im Folgenden kurz zusammengefasst.  Erkrankungsrisiken durch Gewichts- und Lipidanstiege  Über tausend therapienaive Patienten aus Südafrika (davon 59 % weiblich) wurden in eine Phase-III-Studie (ADVANCE) randomisiert und über 96 Wochen mit TAF/FTC+DTG vs. TDF/FTC+DTG vs. TDF/FTC/EFV behandelt. Körpergewicht, Lipide, Glukose und Blutdruck wurden zu Beginn und zur Woche 48 zur Berechnung der kardiovaskulären Risiken und Typ-2-Diabetes-Risiken erhoben (Framingham Score, QRISK- und QDIABETES).  Die Behandlung mit TAF/FTC+DTG führte zu größeren Gewichts- und Lipidanstiegen als TDF/FTC+DTG. Das Risiko, an Diabetes zu erkranken war in der Gruppe von TAF/FTC+DTG höher im Vergleich zu TDF/FTC+DTG, allerdings nicht das Risiko von kardiovaskulären Erkrankungen [1].  BMI und Risiko von c/v Erkrankungen  In der D:A:D Studie mit über 43.000 Teilnehmern wurden Veränderungen des Body-Mass-Index (BMI) und des Risikos von kardiovaskulären Erkrankungen unter einer antiretroviralen Therapie untersucht. Der Anstieg des BMI korrelierte mit einem erhöhten Diabetes-Risiko, jedoch nicht mit einem erhöhten Risiko von kardiovaskulären Erkrankungen. Es wurden keine Analysen unter verschiedenen HAART-Regimen durchgeführt [2]. Die Verläufe von 2.255 HIV-positiven Erwachsenen vor und nach der Umstellung von einer NNRTI- oder PI-basierten Therapie auf eine INSTI-basierte ART wurden analysiert. Zum Zeitpunkt der Umstellung lag das Medianalter bei 50 Jahren, der BMI bei 26 kg/m2 und die CD4+-Zahl bei 619 Zellen/mm3. 83 % waren Männer und 59 % waren weiß. Frauen, Nicht-Weiße und ältere Patienten mit Virussuppression zeigten eine größere Gewichtszunahme nach der Umstellung von NNRTI- zu INSTI-basierter ART (besonders ausgeprägt bei der Umstellung auf Dolutegravir), während diejenigen, die von einem PI umgestellt wurden, keine Gewichtszunahme zeigten [3].            Abbildung 1: Weight Gain and ART. Frauen, Nicht-Weiße und ältere Patienten mit Virussuppression zeigten größere Gewichtszunahme nach der Umstellung von NNRTI- zu INSTI-basierter ART.  Akutes Koronarsyndrom In einer retrospektiven Kohortenstudie aus Daten zu stationären Schadensfällen von Symphony Health, einer landesweiten US-Datenbank, wurde Akutes Koronarsyndrom (ACS) bei HIV-Patienten untersucht. Insgesamt wurden 1.125.126 Patienten eingeschlossen, von denen 6.612 (0,59 %) HIV-positiv waren. Die Gruppe der HIV-Positiven war jünger (57 vs. 67 Jahre alt, p<0,0001) und mehr vorbelastet durch Komorbiditäten wie Diabetes, Nierenerkrankungen und Stoffwechselstörungen. HIV-positive Patienten wurden seltener leitliniengemäß behandelt und hatten insgesamt schlechtere klinische Ergebnisse im Vergleich zu nicht infizierten Personen [4].  Nichtalkoholische Fettlebererkrankung Eine der häufigsten Ursachen für eine Leber­erkrankung bei HIV ist eine Nichtalkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) − von der Steatose und Steatohepatitis bis zur Zirrhose. In einer randomisierten Studie mit 61 Patienten wurde der Einsatz von Wachstumshormonen Releasing Faktor-Tesamorelin zur Behandlung von NAFLD bei HIV untersucht. In dieser Studie wurde festgestellt, dass Tesamorelin das Leberfett reduziert und das Fortschreiten einer Fibrose verhindert. Bei Patienten mit HIV und NAFLD wurden generell hohe Raten des Auftretens und Fortschreitens einer Leber­fibrose beobachtet. Patienten mit einem höheren viszeralen Fettgehalt (VAT) zu Beginn der Erkrankung wiesen auch mit größerer Wahrscheinlichkeit eine Leberfibrose initial sowie eine Progression der Fibrose auf, was darauf hindeutet, dass diese Patienten genau überwacht und gezielt behandelt werden sollten [5].    ReferenzenHill A et al. CROI 2020, Poster #81 Petoumenos et al. CROI 2020, Poster # 83Koethe et al. CROI 2020, Poster #668Parks et al. CROI 2020, Poster #643Fourman et al. CROI 2020, Poster #128  Aufmacherbild Copyright: istockphoto / Shidlovski  Autor:           Dr. med. Pavel Khaykinkhaykin@mainfacharzt.com              aus connexi  3-2020 INFEKTIOLOGIEAIDS und Hepatitis, Covid-19      Titelbild Copyright: Science Photo Library / James Cavallini, mauritius images / BSIP / James Cavallini, Shutterstock / iconriver Gestaltung: Jens Vogelsang    
Neueste Artikel

 

Kontaktieren Sie uns

 

 

 

Folgen Sie uns