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Effekt der Erhöhung des Dialysat-Magnesiums auf die Serum Calcification Propensity (T50) bei HD-Patienten: Eine randomisierte kontrollierte klinische Studie von Bernd Winterberg, Greven   Verglichen mit der Normalbevölkerung ist das Risiko der Patienten mit einer dialysepflichtigen Nieren­insuffizienz an einer kardiovaskulären Komplikation zu versterben enorm hoch. Man nimmt an, dass Störungen im Mineral- und Knochenstoffwechsel über eine Umwandlung von glatten Muskelzellen in knochenähnliche Zellen mit einer Matrix-Kalzifizierung zu einer vermehrten Gefäßsteifheit und einer erhöhten Mortalität führen.   In der vorliegenden Publikation werden die Ergebnisse einer randomisierten, doppelblinden, kontrollierten klinischen Studie vorgestellt, in der insgesamt 59 Patienten eines Dialysezentrums entweder zu einem Standard-Dialysat-Magnesium (1,0 mEq/l; 0,5 mmol/l) oder zu einem erhöhten Dialysat-Magnesium (2,0 mEq/l; 1 mmol/l ) randomisiert wurden. Es wurde der Effekt der Erhöhung des Dialysat-Magnesiums über eine Dauer von 28 Tagen auf die Veränderung eines Serum-Kalzifikationsassays (T50) gemessen (primärer Endpunkt). Dieser Test misst die Zeit, die benötigt wird, um im Serum primäre Calciprotein-Partikel in sekundäre Calciprotein-Partikel umzuwandeln. Sekundäre Calciprotein-Partikel sind in der Lage eine Verkalkung der glatten Gefäßmuskelzelle herbeizuführen. Diese Zeit wird zum Maßstab der Fähigkeit des Serums genommen, diese Umwandlung zu verhindern. Niedrige T50-Werte zeigen eine höhere Verkalkungsneigung an und sind mit einem höheren Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse und Mortalität bei Patienten mit CKD Stadien 3 und 4, HD-Patienten und Nierentransplantierten verbunden.   Eine Erhöhung der T50 könnte aus diesem Grund die Verkalkungsneigung und die Inzidenz kardiovaskulärer Ereignisse reduzieren. In vitro erhöht die Zugabe von Magnesium zum Serum die T50, ob das in vivo ebenfalls funktioniert ist der Gegenstand der vorliegenden Untersuchung.   In der Standard-Magnesium-Gruppe betrug der T50-Wert 233 ± 81 min (Mittelwert ± SD) vor der Behandlung und 229 ± 93 min am Ende der Behandlung. In der Hoch-Dialysat-Magnesium-Gruppe betrug der T50-Wert 247 ± 69 min vor der Behandlung und 302 ± 66 min am Ende der Behandlung. Die Differenz der T50 zwischen beiden Gruppen betrug am Ende der Behandlung 73 min (Zwischen-Gruppen-Differenz, 95 %-KI 30–116; p=0,001).   Das Serum-Magnesium stieg in der Hoch-Magnesium-Gruppe erwartungsgemäß an von 2,4 auf 3,4 mg/dl (0,99 auf 1,40 mmol/l [normal: 1,8–3,6 mg/dl; 0,75–1,5 mmol/l]) und fiel nach der Behandlung auf den Basiswert wieder ab. Serum-PTH und Serum-Phosphat fielen in der Behandlungsgruppe ab (von 328 auf 238 pg/ml, –21 %, p<0,01, resp. 4,7 auf 4,5 mg/dl, –0,2, p<0,01) und stiegen in der Follow-up-Phase auf den Basiswert wieder an. Fetuin-A und das ionisierte Serum-Calcium blieben in beiden Gruppen unverändert.   Kommentar   In dieser Studie zeigen die Autoren den positiven Effekt einer Erhöhung des Dialysat-Magnesiums von 1 auf 2 mEq/l (0,5 auf 1 mmol/l) auf die serum calcification propensity (T50-Test). Es kommt durch diese einfache Maßnahme zu einer Verlängerung der T50 um durchschnittlich 73 min, was auf eine gesteigerte Fähigkeit des Serums hinweist, Verkalkungsprozesse zu behindern. Es ist die Annahme gerechtfertigt, dass sich durch Magnesium die Bildung von Verkalkungen (Gefäßverkalkungen) beim Menschen vermindern lässt. Interessant ist allerdings in diesem Zusammenhang, dass die magnesiumbedingte PTH-Sekretionshemmung den PTH-Spiegel in der Behandlungsgruppe absenkt und dadurch die Gefahr einer Low-Turnover-Osteomalazie auftreten könnte. Ob dies tatsächlich so ist, müssen weitere Untersuchungen zeigen.   Die Serum-Verkalkungsneigung ist nur ein Surro­gatparameter, der mit der kardiovaskulären Mortalität und der Gesamtmortalität assoziiert ist, er ist kein harter klinischer Endpunkt, wie die Autoren selbst anmerken. Es gibt eine kleine Fall-Kontroll-Studie (Pilotstudie) von Schmaderer et al. aus dem Jahr 2017, in der ein signifikanter positiver Effekt eines höheren Dialysat-Magnesiums (0,75 mmol/l) auf das Überleben von Hämodialyse-Patienten gezeigt werden konnte. Es gibt weiterhin noch viele Fragen hinsichtlich des „richtigen“ Dialysat-Magnesiums, die der Klärung bedürfen.       Referenzen Iain Bressendorff, Ditte Hansen, Morton Schon et al. J Am Soc Nephrol 2018; 13: 1373–80. Vormann J. Wie läßt sich ein Magnesiummangel nachweisen? Journal für Mineralstoffwechsel & Muskuloskelettale Erkrankungen 1999; 6 (2): 29–33.     Bild Copyright: Science Photo Library / Phanie / GARO     Autor:           Dr. med. Bernd Winterberg b.winterberg@mh-ml.de                   aus connexi  2-2019 NEPHROLOGIE, HYPERTENSIOLOGIE, DIALYSE, TRANSPLANATION DDfN 2018, DTG 2018, DHL 2018, Berliner Dialyse-Seminar 2018 Kongressberichte       Titelbild Copyright: Science Photo Library / L. Basset / Visual Unlimited, Fotolia® Janis Smits Gestaltung: Jens Vogelsang          
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