Knotenpunkte des Fortschritts

von Michael Kaplan, Edinburgh   Lesen Sie hier die jüngste Geschichte aus unserer Reihe The Story Behind®:   Durch die gesamte wissenschaftliche Forschung zieht sich das Bild „Wir stehen auf den Schultern von Riesen“. Gemeint ist: Selbst die spektakulärsten wissenschaftlichen Erkenntnisse wären undenkbar ohne die sorgfältige und selbstlose Arbeit vorangegangener Wissenschaftler. Es waren ihre Hypothesen, ihre Experimente und ihre Ergebnisse, die erst das solide Fundament für neue wissenschaftliche Gedankensprünge geschaffen haben.   Aber möglicherweise ist dieses Bild doch zu simpel. Moderne Wissenschaft, und hier insbesondere die Naturwissenschaften, hängen entscheidend vom Transfer neuer Ideen und Technologien ab, die die Grenzen zwischen den einzelnen „Disziplinen“ überschreiten. Es geht also weniger darum, auf wessen Schultern man steht, sondern darum, die ausgestreckten Hände in der Umgebung zu ergreifen. In der Medizin verschwimmen die Grenzen zwischen Klinik und wissenschaftlichem Labor immer mehr: Klinisch tätige Ärzte stehen in ständigem Austausch mit Forschern aus den unterschiedlichsten Bereichen wie physikalische Chemie, Genetik, Ökologie oder auch Nanotechnologie. Bei der Suche nach neuen Behandlungsmethoden wird es in Zukunft immer wichtiger werden, die Kristallisationskerne, die „Knotenpunkte“ zu entdecken und zu nutzen, an denen sich unterschiedliche Forschungslinien begegnen und überschneiden. Das kann in den Instituten geschehen, aber auch bei allen anderen Gelegenheiten, bei denen Talente aus unterschiedlichen Bereichen der Wissenschaft zusammenkommen und sich austauschen. Als Beispiel soll uns ein solcher medizinwissenschaftlicher „Knotenpunkt“ dienen.   Seit mehr als einem Jahrhundert gehen aus ihrer Erforschung immer wieder große Entdeckungen in den Biowissenschaften hervor. An ihr wurden erstmals die zellulären Grundlagen für Krebs beschrieben, gleichzeitig ließ sich an ihr exemplarisch bestätigen, dass die Zelle mit ihren Teilungen die Grundstruktur aller Gewebe darstellt. Bei ihr kam zum ersten Mal ein Chemotherapeutikum zum Einsatz. Sie war früher Anlass zur Erforschung der Radiotherapie, und an ihr wurde entdeckt, dass radioaktive Strahlung selbst karzinogen sein kann. Chemische Kampfstoffe fanden bei ihr therapeutische Anwendung; bei ihrer Erforschung wurde das erste Anti-Krebs-Molekül entwickelt und bei ihr wurde die Rationale für den Einsatz medikamentöser Kombinationstherapien gelegt. Aus ihrer Erforschung stammen einige der frühsten Erkenntnisse über die Zusammenhänge zwischen Genetik und Krebsentstehung. Bei ihr wurden Mutationen entdeckt und weiter erforscht, um Risikopatienten und neue therapeutische Substanzen zu identifizieren. Bei ihr begegneten sich Grundlagenforschung und angewandte Wissenschaften in Biochemie, Genetik, Technologie und Patientenversorgung.   Doch wer ist sie? Welcher Knotenpunkt des medizinischen Forschens ist gemeint, wenn wir „bei ihr“ sagen? Ist es:   1. eine Universitätsklinik? 2. eine wissenschaftliche Publikation? 3. eine Erkrankung?   Senden Sie uns Ihre Antwort über und gewinnen Sie ein Buch über Medizingeschichte mit Autorensignatur! Zum aktiven Rätsel und unserem Rätselarchiv gelangen Sie hier.   Autor:           Michael Kaplan m.s.e.kaplan@btinternet.com         Copyright Foto: macroart / photocase   aus connexi  1-2016 Oktober bis Dezember 2015 DGHO 2015 in Basel, ASH 2015 in Florida Konferenzberichte  
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