The Story Behind® - Der göttliche Körper

von Michael Kaplan, Edinburgh   Lesen Sie hier die jüngste Geschichte aus unserer Reihe The Story Behind®:   Wenn Sie einmal nach Rom kommen, tun Sie was ein Tourist tut: Besuchen Sie die Sixtinische Kapelle! Dort angekommen, schauen Sie – was im Übrigen alle tun – nach oben ans Gewölbe der Sixtina, auf dem der Maler, Bildhauer, Architekt und Dichter Michelangelo neun Episoden aus dem Buch Genesis verewigt hat, im Zentrum die Erschaffung Adams. Jede Szenefolge ist für sich ein Meisterwerk, ein Schauspiel erhabener Gelassenheit und gleichzeitig überbordender Energie und Leichtigkeit. Gottvater (der eine beachtliche Ähnlichkeit mit Michelangelo selbst aufweist) erscheint uns im Himmel, seine Gestalt wie die eines Athleten dynamisch verdreht, als wäre er dem Einfluß der Schwerkraft durch pure Kraft und reinen Willen entzogen.   Im dritten Säulenjoch, vom Altar aus betrachtet, kann man Gott dabei zusehen, wie er das Wasser von der Erde trennt, sein bräunlich-violetter Umhang durch einen uranfänglichen Windhauch um seine Gestalt aufgebauscht und in Form gehalten von drei dienenden Cherubinen. Es ist eine in der Tat ungewöhnliche Darstellung mit irritierenden perspektivischen Verkürzungen, aber Sie als Experte sollten es erkennen ...   Michelangelo war hochgebildet und ein mit allen Wassern gewaschener Künstler. In seinen frühen Lehrjahren am Hof von Lorenzo de‘ Medici in Florenz machte er sich den Grundsatz zu eigen, dass Kunst und Gelehrsamkeit zusammengehören. Aus der Verbindung von antikem Schrifttum und den modernen Wissenschaften von Physik, Optik und Anatomie formten sich die Motive und Techniken von Malerei und Bildhauerei.   Um die Strukturen des menschlichen Körpers, dem er in seinen zahlreichen Darstellungen des Nackten huldigte, besser zu verstehen, nahm Michelangelo bereits im Alter von 18 Jahren Sektionen vor. In seiner Darstellung des Apostels Bartholomäus in der Sixtinischen Kapelle zeigt uns Michelangelo eine abgezogene Haut wie nach einer Sektion. Auch diese Haut zeigt eine auffällige Ähnlichkeit mit dem Künstler.   Gegen Ende seines Lebens plante Michelangelo ein Abhandlung über die Anatomie zu verfassen, gemeinsam mit seinem Arzt Renato Colombo, den er wegen immer wieder auftretender Nierensteine konsultierte. Colombos Verordnung war eine zur damaligen Zeit hinreichend bekannte: Michelangelo solle zur Linderung seiner Beschwerden ausschließlich Wasser aus der Quelle von Viterbo trinken. Das Quellwasser wird auch noch heute für diesen Heilzweck zum Kauf angeboten. In Michelangelos Leben gab es immer wieder Phasen, in denen er ernsthaft erkrankt zu sein schien, mit Symptomen, die an ein Nierenleiden denken lassen.      Was also geht da vor sich in der Trennung von Land und Wasser? Ist es ...  eine Metapher für eine Zerteilung, eine Sektion?  eine Lobpreisung des analytischen Denkens? oder  eine anatomische Darstellung?   Senden Sie uns Ihre Antwort über und gewinnen Sie ein Buch über Medizingeschichte mit Autorensignatur! Zum aktiven Rätsel und unserem Rätselarchiv gelangen Sie hier.     Bild Copyright:   mauritius images / imageBROKER / Christa Knijff   Autor:   App PHOTOSHOW Michael Kaplan m.s.e.kaplan@btinternet.com         aus connexi  8-2016 März bis Mai 2016 Nephrologie, Dialyse, Transplantation Kongressberichte    
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