Zeichen der Individualität

von Michael Kaplan, Edinburgh   Lesen Sie hier die jüngste Geschichte aus unserer Reihe The Story Behind®:   Zeichen der Individualität Das grundlegende Dilemma der Medizin ist immer, dass wir Krankheiten und ihre Behandlung nur aus statistischer Sicht objektiv studieren und bewerten können. Das Erleben von Krankheit und Genesung ist aber rein persönlich und subjektiv. Ja, die Statistik sagt, dass ein bestimmtes Medikament bei 5.579 von 10.000 Patienten „eine Wirkung zeigt“ (bei p < 0,05) – aber für mich als Patient hat das keine Bedeutung. Ich bin krank, habe Schmerzen, habe Angst. Was können Sie für mich tun?   Das ist eine ganz natürliche Reaktion: Wir Menschen wollen immer als Individuum wahrgenommen werden; unser Charakter und unsere Bedürfnisse unterscheiden uns von anderen Menschen. Unsere Kleidung, unsere Hobbys und unser Musikgeschmack sollen unsere Individualität ausdrücken – warum dann nicht auch unsere Wahl der Behandlung von Krankheiten? Tatsächlich liegt die vermeintliche Stärke der meisten vorwissenschaftlichen (und unwissenschaftlichen) Ansätze genau darin, dass sie individuell auf den einzelnen Patienten eingehen: Von den Zaubersprüchen und Talismanen des Schamanen über die Tränke der Ärzte im Mittelalter, die die Balance der „Körpersäfte“ wieder herstellen sollten, bis hin zur Irisdiagnostik und den „persönlichen Energiefeldern“ der Pseudomedizin unserer Tage.   Betrachten wir eine ganz bestimmte Behandlungspraktik: Sie ist eine der ältesten Methoden überhaupt, schon aus archäologischen Funden bekannt. Nur die Schädeltrepanation ist noch älter. Und doch haben wir das, was dort entdeckt wurde, früher meist falsch interpretiert. Lange, lange vor unserer Zeit wurde diese Methode schon von den Ägyptern angewandt, aber auch von den Persern, den Chinesen, den Germanen und vielen anderen Völkern.   Auch heute noch findet man sie in allen Teilen der Welt. Ihr Ruf ist allerdings zwiespältig. In manchen Kulturen ist sie beliebt, in anderen wird sie verachtet. Manche Menschen nutzen diese Methode, um ihre Zugehörigkeit zu einer Gruppe zu betonen, andere wollen gerade zeigen, dass sie nicht dazugehören. Für manche Menschen ist sie eine soziale Notwendigkeit, für andere nur eine Laune.   Die Menschen, die sie als medizinische Maßnahme einsetzen, sind gleichzeitig diejenigen, die eine soziale Einstufung aufgrund dieser Maßnahme besonders entschieden ablehnen. Außerdem ist genau diese Behandlungsmethode, die einst zur Heilung eingesetzt wurde, inzwischen selbst zu einem bedeutenden Vektor der Krankheitsverbreitung geworden.       Welche Form der Behandlung ist hier gemeint? ein Körperschmuck? ein Ritual? oder ein Ernährungs-Tabu?   Senden Sie uns Ihre Antwort über und gewinnen Sie ein Buch über Medizingeschichte mit Autorensignatur! Zum aktiven Rätsel und unserem Rätselarchiv gelangen Sie hier.     Bild Copyright:   mauritius images / imageBROKER / Dirk Bleyer   Autor:           Michael Kaplan m.s.e.kaplan@btinternet.com         aus connexi  10-2016 Aids und Hepatitis 13. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin, KIT 2016 in Würzburg 26. dagnä-Workshop 2016 in Köln Kongressberichte      
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